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es sirrt

sie küsst ihn auch vorm pc
und morgens da trägt sie seinen duft auf den fingern,
und riecht stunden später  noch daran,
lächelt über ihr geheimnis vorm pianisten,
der kriegt streit mit seiner freundin,
die um sechs auf der matte steht und miespestet durch die tür,
daß die probe nicht pünktlich beendet ist.
 
die luft draußen ist mild, es dezemberdunkelt
und sie fühlt eine seltsam tiefe liebe in sich,
auch dass sie eine pflegeleichte frau ist,
und lächelt, und riecht an ihren fingern.
wenn sie ausatmet, auf ihrer haut,
riecht sie seinenmeinen, unserduft
und fühle ein vertauen,
ihr herz sich ausweiten wie eine liebe, heißt das so.
 
und sie sieht  im kino baises-moi, was fick mich heißt auf deutsch.
der mann der das billet zahlt sagt es aber laut auf französisch,
und neben ihr sitzen frauen neben ihren männern,
die tief ausatmen bei all der gewalt, den vergewaltigungen,
den sexy frauen, die männer ficken und dann abknallen.
und sie kann das alles sehr gut verstehen,
auch wie die eine beim rammelsex mit einem freier
so bilder im tv erhascht, also fern sieht,
weil es doch langweilt und nur reibt und rüttelt,
im loch, so ging ihr das doch auch schon,
da war es dann die decke und ihre eingeweide schüttelten
im schleudergang, aber das ist schon länger her.
 
und am ende ist alles ein riesengemetzel,
und die frauen sind sehr sexy und nehmen’s sich,
und knallen dann so ab, danach. man siehts genau:
die fotzen, die schwänze
und auch der mann mit dem sie im kino ist, ist schockiert,
als ich sie dann, danach so sagt, daß sie sowas auch kennt.
                                                                                                                        
und er redet im cafe,                                                                              
und sie versucht zuzuhören am nebentisch,
wo einer sein beziehungsproblem ausbreitet,
nur kann sie es nicht richtig verstehen.
und ins bett könnte sie gehen mit ihm,
denn sie weiß das er es wollen würde,
nur seltsamerweise denkt sie an alles mögliche,
und wie das so kommt das man mal einen will
und es ist alles so richtig
oder das man viele will, und es ist alles so banal,
das man lieber am nebentisch zuhört.
oder  wie die eingeweide durchgerüttelt werden
und man dabei so nachdenkt über die männer
die da zum beispiel sagen "halt mal still,
das ist eine eindringstellung",
ja,oder einmal hat einer mit so ’nem winzigem ding von schwanz,
was man im film nie so zu sehen bekommt
gesagt: "deine möse ist zu geweitet"
dabei hatte sie schon soviele schwänze drin, das sie es [doch] besser wußte
 
also hört sie am nebentisch zu,
und lässt den mann weiterreden.
zum abschied fährt er ihr dann mit dem fahrrad über den fuß
und knutscht sie sehr feucht, mit viel tiefer zunge,
wo man sich doch nicht so richtig kennt,
hat aber ihren sekt gezahlt.
 
und ihre finger riechen nicht mehr so lecker nach unserduft,
sondern eher nach kaltem rauch,
aber in ihrem bauch ist es ganz warm,
wenn sie so an ihn denkt
und ein bisschen schlecht wird ihr dann auch,
so zart wie wenn einem einer  wichtig wird,
so daß es angst macht und sich
so ohnmächtig anfühlt.

 


© Nives Kramberger