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Eine Seefaht
Eine Seereise, drei sitzten da und
schauen auf die
Wellen, sehen in die Weite, ham so viel davon
noch vor sich, eine Insel. da tanzt sie auf dem
Schiff und gegenan den Wind, und ich ein
flatternd Hemd, und Luft, Luft!, und wenn die
Wellen an dem Schiff rumkippen, greift sie nach
dem Rettungsring, nur so die Leine in der Hand
haben, wenn ein Matrose anfängt Liegestühle
aufzuräumen, dann wird's ernst, und wenn sie
unbefangen fragt, ob's ernst wird und der sagt nein,
dann nimmt sie besser noch die andre Hand
dazu und sagt, wenn wir jetzt untergehn, dann
war es eine schöne Zeit aach ja. Und dann, zwei
Stunden Motorgraulen, Wellenstampfen länger als
gedacht, so lange kann man keine Angst behalten
ohne weich zu werden, kommt die Insel:
Helgoland, nein, noch ein Stückchen weiter, Düne,
ist es auch, das ganze Fleckchen eine Düne mit
Betonpisten aus Nazi-Zeit, die halten immer noch.
Düne, was gibt's da sonst als Weite, Robben,
Wind und ab und zu ein Schiff, naja auf dem
Spritfelsen, so sagen da die Seeräuber, das sind
sie alle ncoh, da kann man nicht so einfach so an
Land, da muß gezahlt sein, jeder einzeln,
und ins Boot gehoben, immer ein Räuber links
und einen rechts und hoppla kräftig unterm Arm
und in den Wogengang, der Kofferl!, gott-sei-
dank, zum übel werden hat man wirklich keine Zeit.
Und eine Insel, die tut gut, wenn einem mal die
Seele rausgefallen ist, denn da ist nichts zu tun als
gehen lassen oder schauen, sehen oder eine Sandburg
bauen und ein kleines Picknick in der Düne, geht
man einmal um die Insel übern Tag, ist schon
genug getan, es dauert auch nur eine halbe
Stunde, oder 1 1/2, ich habe nie auf die Uhr
geschaut, wenn man kein Zimmer hat,
stellt's einem keiner voll. Und abends liegen hundert
Robben nah am Ufer, drehn sich auf den Bauch
und auf die Seite, flattern mit den Flossen, rollen
ihre Füße, bauchen sich im Sand und blinzeln, kann
man das fast hören.
© Burkart Ellinghaus
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